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1. Tagebucheintrag zum Besuch der Euthanasieanstalt Hadamar

Veröffentlicht am 12.05.2015

Liebes Tagebuch,

heute ging ich mit meiner Klasse in die ehemalige Euthanasieanstalt in Hadamar. Wir haben bereits im Unterricht ausführlich über die Euthanasie in der Nazizeit gesprochen. Es war für mich unvorstellbar, als Herr Mätschke uns Bilder zu diesem Thema zeigte und darüber berichtete.

Wir trafen uns heute Morgen an der Schule und besprachen wie wir den Weg zur Landesheilanstalt zurücklegen wollen. Der Marsch zog sich in die Länge, nach etwa einer Stunde kamen wir an unserem Ziel an. Wir machten eine kleine Frühstückspause.

Nach zehn Minuten betraten wir das Gebäude. Dort empfing uns eine Mitarbeiterin in einem Seminarraum. Jeder Raum besaß eine Beschilderung, die auf die damalige Bedeutung des Zimmers hinwies. Wir wurden begrüßt und die Dame teilte uns in Kleingruppen ein. Ich arbeitete mit Sammy, Lea und Azra zusammen am Thema Propaganda.

Die Aufgabe bestand darin, einen Kurzvortrag über den jeweiligen Bereich vorzubereiten. Alle Informationen konnten wir den Schautafeln entnehmen. Nach etwa 15 bis 20 Minuten trafen wir uns alle wieder im Seminarraum und jede Gruppe informierte die gesamte Klasse über ihr Thema.

Nachdem alle Schüler an der Reihe waren, zeigte uns die Mitarbeiterin auf einem Beamer einen damaligen Meldeschein von Emil P., der den Eintrag „schwachsinnig“ hatte. So bekamen wir eine Vorstellung, wie makaber die betreffenden Ärzte damals mit den Menschen umgingen, die nach ihrer Ansicht nicht normal waren. Das bedrückte mich sehr, da ich nicht nachvollziehen konnte, wie Ärzte, die auch damals einen Eid abgelegt hatten, den Menschen zu helfen, so skrupellos handeln konnten.

Jeder dieser Scheine enthielt einen Vermerk in Form eines Plus oder Minus. Das Plus bedeutete den fast sicheren Tod und das Minus wies daraufhin, dass eine Teilnahme am angeblich normalen  Leben gestattet war.

Anschließend gingen wir den schweren Weg in Richtung der ehemaligen Busgarage, in der die grauen Busse, die die angeblich minderwertigen Menschen nach Hadamar brachten, geparkt waren. Das Gefühl war für uns alle so bedrückend, dass einige Schüler den Ort direkt verlassen mussten.

In der Garage berichtete die Mitarbeiterin, aus welchen Städten und Dörfern die Betroffenen gebracht wurden. Außerdem erklärte sie uns, dass die Menschen von dort in einen „Auskleideraum“ gebracht wurden, in der Annahme, sie seien auf einem Ausflug. Komplett nackt wurden die Opfer in das Kellerabteil mit der angeblichen Dusche verbracht. Diese entpuppten sich als Gaskammer.

Als wir die Treppen hinabstiegen, nahm es uns den Atem. Wir wussten, dass die Menschen, die einst hier herunter liefen, nie wieder heraufkamen, was für uns eine völlig unvorstellbare Situation war. Man konnte spüren, dass alle Schüler ruhig und nachdenklich waren und diese Grausamkeit nicht begreifen konnten.

Insgesamt wurden über 10.000 Menschen an diesem Ort vergast und verbrannt.

Nach einer kurzen Rededurften wir selbstständig alle Räume anschauen. Insbesondere die Gaskammer, in der die sogenannten „Ärzte“ bis zu 60 Menschen auf einmal einpferchten und ermordeten, hinterließ tiefe Spuren in unseren Köpfen.

Es wurde berichtet, dass extra ein glatter Estrich auf den Boden aufgebracht wurde, um die Toten besser zum Ofen schleifen zu können. Dazu wurde die Fläche nass gemacht, damit die Körper besser gleiten konnten.

Der Verbrennungsofen wurde nach der T4-Phase (Vergasungsphase) abgerissen, um vorhandene Spuren zu verwischen.

In der Nachbarschaft hatten sich auch viele Menschen beschwert, dass ihre Wäsche vom schwarzen Ruß verschmutzen und ein unerträglicher Gestank in der Luft liegen würde. Im Winter hatte man noch angenommen, der Schornstein würde zum Heizen verwendet. Im Sommer wurde das nicht mehr geglaubt und die Menschen ahnte, was dort vor sich ging. Es kamen Proteste auf und schon bald wurde die T4-Phase eingestellt. Man ging dazu über, die Opfer mit Medikamenten zu töten oder verhungern zu lassen. Die Leichen wurden dann auf dem Anstaltsfriedhof verscharrt.

Das war der letzte Punkt unserer Reise durch die schreckliche Vergangenheit. Es gab keine Grabsteine und keine Gräber, was für mich eine schreckliche Erkenntnis war. An diesem Platz stand ein großes Denkmal aus Stein, auf dem zu lesen war „Mensch, achte den Menschen“. Es war so still, dass ich alle Erlebnisse des Tages noch einmal Revue passieren lassen konnte.

Auf dem Rückweg unterhielten wir uns über unseren Ausflug und das Geschehene.

 

Für mich war s ein trauriger und eindrucksvoller Tag.

Tschüss, liebes Tagebuch.

Philipp